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DAS PREKARIAT: KEINE SICHERHEIT, KEINE LEISTUNGEN, KEINE ZUKUNFT
Donnerstag, 15. September 2016, 19:00 - 21:00
kostenlosEin Abend mit dem Ökonom und Aktivisten Guy Standing und der Gewerkschafterin Klaudia Paiha, Vorträge mit anschließender Diskussion (Guy Standing spricht auf Englisch und Klaudia Paiha auf Deutsch. Die Diskussion wird durch eine Konsekutivdolmetschung unterstützt.) Moderation: Edith Vanghelof
Gibt es das “Prekariat” als neue Klasse oder ist das eine Fehleinschätzung beim Versuch, Antworten auf die neuen Entwicklungen des Kapitalismus und am Arbeitsmarkt zu finden? Es gibt Millionen von Menschen, die unter ständiger Unsicherheit leiden. Wie sehen die Lösungsansätze der Gewerkschaften sowie der Ökonomen und Ökonominnen aus, um dieser ständig wachsenden Gruppe von Menschen zu zivilen, kulturellen, sozialen, politischen und ökonomischen Rechten zu verhelfen.
Über Guy Standing
Guy Standing hat von 1975 bis 2006 bei der ILO (International Labour Organization, Genf) in verschiedenen Positionen gearbeitet, zuletzt als Director des ILO Socio-Economic Security Programme sowie als Director des ILO Labour Market Policies Branch. Guy Standing ist Fellow der UK Academy of Social Sciences sowie als Professorial Research Associate an der School of Oriental and African Studies, University of London tätig. Er ist unter anderem auch Mitglied der Editorial Boards des „European Journal of Industrial Relations“, „Development and Change“, „Indian Journal of Labour Economics“ und „Revista de economia critica“ sowie Gründungsmitglied und Co-President von BIEN – Basic Income Earth Network. 2016 wird Guy Standing auch Vortragender beim Forum Alpach zum Thema “Arbeitswelt, Verteilung und die Krise in Europa” sein. Sein Buch „Precariat: The New Dangerous Class“ wurde in 14 Sprachen übersetzt, und ist auch auf Deutsch beim Unrast Verlag unter dem Titel „Prekariat Die Neue Explosive Klasse“ erscheinen.
Inputs von Guy Standing
Wir befinden uns mitten im Prozess einer globalen Transformation, die, als Resultat der neoliberalen Wirtschaftspolitik, Globalisierung und technologischen Revolution, zum Zusammenbruch der Einkommensverteilung-Strukturen des 20. Jahrhunderts geführt hat. Es entsteht gerade ein neues Klassensystem, in dem das Prekariat die neue Klasse der Massen ist. Mitglieder dieser Klasse verlieren systematisch ihre Rechte als Bürgerinnen und Bürger – ihre zivilen, kulturellen, sozialen, politischen und ökonomischen Rechte.
Anders als das Proletariat, lebt das Prekariat in unsicheren Arbeitsverhältnissen, mal hier, mal dort ein Job; und oft mit lückenhaften Arbeitsverträgen. Oder aber die Menschen sind gezwungen, indirekte Arbeitsverhältnisse einzugehen, die sie nur über Agenturen und Vermittler bekommen. Bei der Prekarisierung verlieren Menschen die Kontrolle über ihre Zeit, über die Möglichkeit ihre Fähigkeiten zu entwickeln und nutzen. Guy Standing argumentiert die Wichtigkeit einer Neudefinition des Gesellschaftsvertrags (contrat social) in Bezug auf die Konzepte der Organisations- und Versammlungsfreiheit, des Handlungsbewusstseins und des Gemeinwohls.
Über Klaudia Paiha
Klaudia Paiha ist Bundessprecherin der Alternativen und Grünen GewerkschafterInnen (AUGE/UG)Vorsitzende der AUGE/UG Fraktion in der Arbeiterkammer Wien, Mitglied des Vorstandes der Arbeiterkammer Wien, Mitglied des Bundesvorstandes der GPA-DJP sowie Bundessekretärin der UG-Unabhängige GewerkschafterInnen im Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB).
Klaudia Paiha hat Forstwirtschaft studiert und eine Ausbildung zur Tischlerin absolviert sowie in verschiedenen atypischen Beschäftigungsverhältnissen gearbeitet. Ab 1994 war sie als Mitarbeiterin des Instituts zur Entwicklung gesellschaftspolitischer Alternativen Betriebsrätin. Seit 1999 ist sie im ÖGB beschäftigt.
Inputs von AUGE/UG
Die AUGE/UG schlägt die Arbeitszeitverkürzung als Lösungsansatz gegen Arbeitslosigkeit und Zunahme prekärer Beschäftigung vor. AUGE/UG hat sich als erste Gewerkschaftsfraktion für eine bedarfs- und lebenslagenorientierte Grundsicherung – als Ergänzung zu bestehenden Sozialleistungen – stark gemacht. Sie sieht in der Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung einen wichtigen – wenn auch nur erster – Schritt in die richtige Richtung.
Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten mit steigender Arbeitslosigkeit, instabiler werdenden Arbeitsverhältnissen und wachsender Armutsgefährdung braucht es moderne soziale Sicherungssysteme, die stabilisierend wirken und spezifische Bedarfs- und Lebenslagen Betroffener berücksichtigen – einen starken Sozialstaat der BürgerInnen nicht zu BittstellerInnen macht, sondern sie mit Rechten ausstattet. Parallel dazu müssen Wirtschaft und Arbeitsbeziehungen demokratisiert, die abhängig Beschäftigten in ihren Arbeitsverhältnissen mit mehr Rechten ausgestattet werden.
Eine Veranstaltung der Grünen Bildungswerkstatt Wien in Kooperation mit AUGE/UG
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